Unweit davon steht in der Rue Schongauer Nr. 2 das gotische Haus zum Schwan (Maisonnette au Cygne) von 1480. In dieser Straße soll Martin Schongauer im Haus Nr. 6 geboren sein.
Wir gehen die Rue des Marchands nun in südöstlicher Richtung weiter und stoßen, bevor wir zur Grand Rue kommen, auf einen der schönsten Plätze Colmars, den Obstmarkt (Marché-aux-Fruits).
Dort steht rechts in einer besonders hübschen Gruppe von Fachwerkhäusern das Haus zum Roten Hufeisen (Maison au Fer Rouge), in dem heute ein ausgezeichnetes Speiselokal untergebracht ist.
Einer der Hauptanziehungspunkte Colmars ist wohl das gegenüberliegende Alte Kaufhaus oder Koifhus (Ancienne Douane) aus dem Jahre 1480. An der Vorderseite dominiert eine überdeckte Außentreppe, von der man einen schönen Überblick über den ganzen Platz gewinnt. Man geht durch die Laubenhalle, um sich die interessante Rückseite anzusehen. Im Mittelalter diente das Koifhus als Lagerhaus der Colmaer Kaufleute, in dem die eingeführten Waren bis zur Erhebung des Einfuhrzolles zwischengelagert wurden. Im Prunksaal des Obergeschosses versammelten sich turnusmäßig die Vertreter des Zehnstädtebundes (1354 1788), woran heute noch die schönen Wappenfenster erinnern.
Der schöne Place de l Ancienne auf der Rückseite wird beherrscht von dem Schwendi-Brunnen, einem Werk Bartholdis von 1897. Über dem Brunnen thront die Statue des Feldherrn Lazarus von Schwendi (1522 -1584). Als Heerführer Kaiser Karl V. erhielt er 1565 für seine Kampfeinsätze als Belohnung die Hohlandsburg. Er war darüber hinaus Diplomat und Genießer und zählt wohl zu den volkstümlichsten Gestalten im Elsass. Ihm wird nachgesagt, dass er die Tokajer-Rebe aus Ungarn mitgebracht und im Elsass eingeführt habe. Rund um den Schwendi-Brunnen herrscht an den Marktvormittagen reges Treiben.
Unser Rundgang wird vom Obstmarkt aus in südöstlicher Richtung durch die Rue des Tanneurs, am gleichnamigen Kanal entlang, fortgesetzt. Wir gehen durch das alte Viertel der Ledergerber (Quartier des Tanneurs). Der Wasserlauf war einst zur Bearbeitung und Reinigung der Häute unentbehrlich. Dieser, im letzten Jahrhundert dem Verfall preisgegebene Stadtteil wurde zwischen 1966 und 1975 aufwendig restauriert und erlebt nun seine zweite Blüte. Wir kommen bald zur überdachten Markthalle von 1870 mit einer Gusseisen-Konstruktion, und biegen dort rechts ab. Nach der Markthalle steuern wir links der Lauch entgegen. An der Ecke Rue des Vignerons/Rue des Ecoles stoßen wir auf den Winzerbrunnen von Bartholdi, der auch Rabmannla genannt wird. Er stellt einen sitzenden Weinbauern dar, der aus einem Weinfässchen trinkt. Wir gehen über die Brücke und rechts abzweigend zur Fischermole (Quai de la Poisonnerie). Während wir an der Lauch entlangspazieren, wird unser Blick von den malerischen Fachwerkhäusern der Krutenau gefangen. Hier war einst ein bedeutendes Zentrum für den Fischfang und die Verarbeitung des Fisches aus der Lauch. Am Ende des Quais erweitert sich die schmale Straße zu einem Platz, auf dem früher die Gemüsehändler Markt hielten.
In der Rue de Turenne, wo sich auch das Naturhistorische Museum befindet, werfen wir von der kleinen Tränkbrücke einen ersten Blick auf das wunderschöne Klein-Venedig (Petite Venise) und die romantische Lauch. Am Fluss laden romantische Restaurants zum Verweilen ein. In der Nähe der Tränkbrücke treffen wir auf die Rue de la Herse, die hier abzweigt; am Ende des schmalen Sträßchens geht ein Weg hinab zum Ufer der Lauch, der am Restaurant "Cafeau St-Pierre" vorbeiführt. Ein kurzes Stück direkt am Fluss, an alten Fachwerkhäusern mit dazwischen-stehenden Weiden entlang, und man steigt die kleine Treppe zum Pont St-Pierre hinauf. Von der Brücke bietet sich der schönste Blick auf Klein-Venedig mit der Martinskirche im Hintergrund.
Ein kurzes Stück über den Boulevard St-Pierre, dann biegen wir rechts in die Rue du Manége ein, eine Straße mit vielen eindrucksvollen Gebäuden aus vergangener Zeit. Wir befinden uns nun links der Lauch und gelangen bald zum schönen "Hotel Maréchal", heute ein Romantikhotel. Davor am Schwarzenbergplatz stoßen wir auf Bartholdis Roesselmann-Brunnen. Als Schultheiß von Colmar verteidigte Roesselmann die Stadt gegen den Bischof von Straßburg und wurde dabei 1262 getötet. Von hier setzt man den Rundgang geradeaus auf der Rue de Jean fort, die an den heiligen Johannes von Jerusalem erinnert, und gelangen zum Johanniterhaus/Maison des Chevaliers de St-Jean. Das 1608 im venezianischen Stil errichtete Gebäude beeindruckt wegen seiner schönen dreistöckigen Loggia. Die Straße mündet in den Obstmarkt. Hier besichtigen wir das Haus Kern von 1594 mit hohem Volutengiebel sowie das in rotem Sandstein errichtete Gerichtsgebäude (Tribunal Civil), wo das oberste elsässische Justizamt im 18. Jahrhundert untergebracht war.
Der letzte Teil dieses Stadtspazierganges wird auf der Grand`Rue, am Alten Kaufhaus und dem Renaissancebau Maison Sandherr vorbei, in nördlicher Richtung fortgesetzt. Da steht rechter Hand in der Grand Rue Nr. 15 auch schon der repräsentative Renaissancebau des Arkadenhauses (Maison des Arcades), das durch den dreistöckigen Erker, seine Volutengiebel und den Laubendurchgang auffällt. Es wurde 1606 zusammen mit dem Johanniterhaus von dem Architekten Albrecht Schmidt gebaut. Bald folgt die Kirche St-Matthieu, eine Franziskanergründung, deren Glockenturm von 1575 stammt. Die heute protestantische Kirche zeichnet sich durch die schlichte Einfachheit des Innenraumes aus. Glanzstück des Gotteshauses sind das Presbyterium von 1708 und die Fenster aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Eine Orgel von Andreas Silbermann (1732) vervollständigt das Gesamtbild. Ganz in der Nähe steht an der Place du 2 Février das alte Spital/Ancien Hôpital, ein weitläufiger Bau mit zwei Flügeln aus dem 18. Jahrhundert.
Vom Jeanne-d Arc-Platz sollte man noch einen kleinen Abstecher in die Rue des Chasseurs machen, wo uns nochmals interessante Fachwerkhäuser und das typische Restaurant des Chasseurs erwarten. Dann treten wir den Rückweg zum Unterlindenmuseum durch die Rue des Clefs (Fußgängerzone) an, die heute eine der wichtigsten Einkaufsstraßen Colmars ist. Inmitten dieser Straße kommen wir am Gerichtshof der ursprünglichen Zisterzienserabtei von Paris vorbei, die seit 1866 Sitz der Gebietspräfektur und später Rathaus war.
Neben den zahlreichen Kunstschätzen und der liebenswerten Altstadt hat Colmar aber auch eine überaus reizvolle Umgebung. Die Stadt ist ein vorzüglicher Ausgangspunkt für Ausflüge in die Vogesentäler und zu zahlreichen Wandergebieten.